Wir aus der Kreativwirtschaft schöpfen aus einer Vielfalt an Fähigkeiten, um das Unmögliche möglich zu machen, differenzierende Ideen zu entwickeln und klare Botschaften zu formen. Wir bringen das Runde ins Eckige. Aber Kreativarbeit ist mehr als das Beherrschen technischer Werkzeuge. Es ist ein Handwerk, bei dem der kreative Muskel unentwegt in Bewegung bleibt. Der systemisch denkende Kopf gestaltet sinnstiftende Impulse auf Basis strategischer Überlegungen. Das Ergebnis? Ideen, die wirken.
Als Kreativschaffende begegne ich nicht selten Aussagen wie „Das wäre mir nicht aufgefallen.” oder „Das hatte ich nicht bedacht.”. Das ist völlig verständlich, da es oft schwierig ist, außerhalb der eigenen Perspektive zu denken. Oft sind sie so tief in ihren eigenen Prozessen und Überzeugungen verankert, dass sie Möglichkeiten verpassen, neue Wege zu sehen. Darum ist das zentrale Element meiner Arbeit, die Sichtweisen meiner Kunden zu erweitern und zu stärken.
Ein zu enger Fokus kann leicht dazu führen, wichtige Details zu vernachlässigen. Ein treffendes Beispiel für die Begrenztheit unserer Wahrnehmung ist das sogenannte Gorilla-Experiment von Christopher Chabris und Daniel Simons. Wie die Teilnehmenden in diesem Experiment sich auf eine bestimmte Aufgabe konzentrieren, und dabei einen offensichtlichen und unerwarteten Aspekt völlig übersehen, können auch wir völlig blind für bestimmte Chancen oder Herausforderungen werden. Das Phänomen nennt sich Unaufmerksamkeitsblindheit und zeigt, wie selektiv und begrenzt unsere Wahrnehmung ist, wenn der Fokus zu sehr einschränkt.
Als Kreative ist das Wechselspiel von Fokus und Weitblick eine essenzielle Fähigkeit, die den kreativen Prozess prägt, ohne dabei das ‚Bigger Picture‘ aus den Augen zu verlieren.
Wenn ein Unternehmen keine klare Ausrichtung hat, wie soll es dann Orientierung bieten und Vertrauen im Team oder bei seinen Kunden aufbauen? Blicken wir auf die US-Kaffeehauskette Starbucks: Während das Unternehmen auf seiner Website stolz verkündet, umweltfreundliche Lösungen zu entwickeln und seinen ökologischen Fußabdruck zu minimieren, steht diese Markenpositionierung im starken Widerspruch zu den Handlungen des neuen Chefs. Er pendelt 1600 Kilometer im firmeneigenen Jet zur Arbeit. Grandiose Strategie. Wenn Glaubwürdigkeit so schnell verfliegt, wer soll den Versprechungen noch trauen?
Nicht nur kommunikationsstrategisch, sondern auch psychologisch ist es so, dass Dinge nicht immer erscheinen, wie sie wirklich sind. Egal wie wir es sehen, bei der Wahrnehmung redet unser Gehirn einfach immer mit. Es hat Erwartungen, die das formen, was wir sehen und erleben – ob wir wollen oder nicht.
Anil Seth referierte auf der NEXT 2023 über sein Konzept der ‚kontrollierten Halluzination‘. Unser Gehirn formt unsere Wahrnehmung basierend auf Erwartungen, die wir nicht bewusst steuern können. Selbst wenn wir wissen, dass unsere Sichtweise durch diese Erwartungen beeinflusst wird, können wir sie nicht einfach ändern. Aber das Bewusstsein darüber kann uns helfen, unsere Annahmen zu hinterfragen und zu reflektieren, ob das, was wir wahrnehmen, wirklich so ist, wie es scheint.
Klingt kompliziert? Hier ein Beispiel zur Veranschaulichung: Unser Gehirn ist so stark darauf programmiert, nach außen gerichtete Gesichter zu sehen, dass es selbst bei einer hohlen, nach innen gewandten Maske den Eindruck erweckt, das Gesicht drehe sich in zwei Richtungen gleichzeitig. Dies zeigt, wie das Gehirn lieber eine unmögliche Wahrnehmung akzeptiert, als seine vorgefertigte Erwartung von Gesichtern zu korrigieren.
Bernhard Zünkeler schreibt im Atlas der Kreativität: Juicy Gray einführend:
„Sie [Kreativität] lässt uns das Hier und Jetzt erspüren und gibt uns die Fähigkeit, über das Wissen aus der Vergangenheit zu reflektieren. Sie erlaubt uns, all diese Erkenntnisse für die Zukunft nutzbar zu machen.“
Sowohl Seth als auch Zünkeler unterstreichen, wie wichtig es ist, die eigene Wahrnehmung und Denkweise ständig zu hinterfragen und zu erweitern. Nur so können wir neue Perspektiven gewinnen, kreative Lösungen entwickeln und unsere Zukunft aktiv gestalten.
Letztlich ist also alles eine Frage der Perspektive – eine Ansichtssache. Was wir wahrnehmen, hängt stark davon ab, wie wir die Welt betrachten und welche Annahmen wir dabei machen. Genau hier liegt die Kraft der Kreativität: Perspektiven wechseln, Neues entdecken und Lösungen hervorbringen, die andere vielleicht übersehen haben.
Was wir sehen, ist das Ergebnis dessen, worauf wir unsere Aufmerksamkeit richten, und wie unser Gehirn diese Informationen interpretiert. Um erfolgreich zu sein, ist es entscheidend, unsere Sichtweisen regelmäßig zu hinterfragen und flexibel zu bleiben. Ein professioneller Blick von außen ist dabei unentbehrlich, um Situationen und Herausforderungen ergebnisorientiert zu analysieren. So können Sie sicherstellen, dass Botschaften präzise und überzeugend sind und sowohl Ihnen selbst als auch Ihrem Team und Ihren Kunden Orientierung bieten. Ich teile die Meinung Zünkelers: „Ein Zuviel an Kreativität kann es gar nicht geben.”
Das gilt für Mensch und Marke: Nur wer selbst fest verankert ist, kann überzeugend vermitteln, wofür man steht und was einen einzigartig macht.
Wofür stehen Sie?
Mit den besten Wünschen
Claudia Gilhofer
Never stop evolving.
Stay human.
[ Kommunikation | Mensch | Marke ]
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gil com | creative identity and beyond
Für wertschätzende Kommunikation + für die Förderung persönlichen Wachstums, der Markenauthentizität, einer motivierenden Unternehmenskultur, sowie dem Eröffnen neuer Denkspielräume.
Claudia Gilhofer:
Creative Planner, Kommunikationspsychologin i.A., Systemischer Business Coach, Facilitator, Mentorin, Sparringspartnerin, VR Expert (XR-C)