Auf der TEDxVienna 2017 präsentierte Fashionfotograf David Jay unter dem Titel ‚Humanity lives beneath our scars‘ nicht nur ein sehr persönliches Projekt, sondern ließ auch tief in seine Seele blicken. Die 1000 Teilnehmer der Konferenz im Volkstheater dankten es ihm mit Standing Ovation.
Zwei Jahrzehnte fotografierte David Jay für namhafte Magazine wie Vogue, Elle, Cosmopolitan und viele mehr. Was nach 20 Jahren übrig blieb? Nichts als Zweifel. „Ich begann meine Bilder zu hassen. Ich dachte, jeder könnte ein besseres Bild machen als ich. Nichts überzeugte mich. Also hörte ich auf zu fotografieren.” Er lebte direkt am Strand von Sydney und genoss den Ausblick auf den Ozean, bis er – wie aus dem Nichts – von einem Tag auf den anderen den Lebenssinn verlor und in eine schwere Krise stürzte, an der er beinahe zerbrach.
‚Die Schönheit der Narben‘
In der dunkelsten Phase seines Lebens kam ein befreundetes Model auf ihn zu und bat ihn um ihr letztes Bild – sie war 29 und hatte Brustkrebs. Diese Begegnung lehrte ihn, dass man es wert ist. Dass Stärke und Anziehung eines Menschen nicht von einer Oberfläche ausstrahlt, sondern Schönheit viel tiefer sitzt. ‚Ein letztes Bild‘ – David Jay begann Frauen, Männer und Kinder zu fotografieren, die am Abgrund stehen und nicht entscheiden müssen ob, sondern wie sie leben. „Dieses letzte Bild wurde zu einem Lebensbild. Ein Bild der Lebenslinie – ein Bild, das daran erinnert, dass wir existierten.” Seine eindringlichen Portraits zeigen eine physische Realität von Krankheit und Verletzung, die die meisten Menschen nie sehen.
Die Realität der virtuellen Welt
In unserer virtuellen Welt begegnen wir täglich überwiegend einer Art ‚vervollkommneter‘ Menschen. Mit wenig Aufwand ermöglicht die digitale Technik eine perfekte Inszenierung, welche die ganze Welt sehen soll.
„Dabei dient das nur dazu, uns weiter und weiter von unserer Menschlichkeit zu distanzieren. Von dem zu distanzieren, wonach wir uns sehnen, was wir lieben und zu akzeptieren, wer wir wirklich sind.”
(TEDxVienna)
In unserer schnelllebigen Zeit und der perfekt inszenierten digitalen Bilderflut finden wir immer weniger Raum für Achtsamkeit. Dabei ist es höchste Zeit für ein Update. Nehmen wir uns ein Beispiel am guten alten Polaroid: es braucht Zeit, um sich zu entwickeln. Polaroid – die Inszenierung des Un-Perfekten, mit dem Gefühl der Entschleunigung inklusive und immer für eine Überraschung gut. Digitalisieren wir unser Leben nicht pausenlos weg, sondern leben wir einfach hin und wieder mehr analog. Das würde uns allen ganz gut tun.
never stop evolving.
stay human.
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Claudia Gilhofer:
Creative Planner, Kommunikationspsychologin i.A., Systemischer Business Coach, Facilitator, Mentorin, Sparringspartnerin, VR Expert (XR-C)